Vor vielen Jahren saß ich in einem Vorstellungsgespräch und schaute in die kalten, grauen Augen des Direktors. Meine Intuition sagte mir sofort, dass es keine gute Idee wäre, für diesen Menschen zu arbeiten. Aber ich war zum wiederholten Male arbeitslos geworden. Meine nebenberufliche Tätigkeit reichte nicht für eine Selbstständigkeit und mein ALG I war kurz davor auszulaufen. So unterschrieb ich den schlechtesten Arbeitsvertrag meines Lebens.
Teil 1
In meinem mehr als 30-jährigen Angestelltendasein sind mir mehrmals narzisstisch wirkende Führungskräfte begegnet. Ich schreibe bewusst narzisstisch wirkende, da ich nicht vom Fach bin. Mittlerweile ist es auch bekannt, dass Menschen mit NPS kaum diagnostiziert werden, da sie selten in Psychotherapie gehen, denn meistens sind es beruflich erfolgreiche Menschen. Die sogenannten grandiosen Narzissten haben oft ein unwiderstehliches Charisma und überdurchschnittlichen Arbeitseinsatz. So kommen sie in Führungspositionen, wo es für Unternehmen unter Umständen sehr teuer wird, diese Person wieder loszuwerden. Es muss dann erst einmal eine Kosten- und Nutzenrechnung aufgestellt werden und wenn sich die Verluste häufen, sei es durch permanenten Mitarbeiterwechsel oder tatsächlich durch Umsatzeinbußen, dann wacht die Geschäftsführung auf.
Abwertung und Druck
Es begann schon am ersten Tag: Da die „Einarbeitung“ schon vor Arbeitsaufnahme unbezahlt erfolgt war, bekam ich eine Liste von Aufgaben die ich bis spätestens den Morgen des nächsten Tages zu erledigen hatte. Ich sagte mir aber, dass ich wahrscheinlich überzogene Erwartungen hatte. Im Laufe der nächsten Wochen erfuhr ich, dass mein Vorgänger nach einem Monat gekündigt hatte und weitere Personen schon im Bewerbungsverfahren abgesprungen waren. Regelmäßig wurden meine E-Mails an Kunden und Behörden auseinandergenommen und zerpflückt.
Manipulation und Ausgrenzung
Eines Tages sollte ich für die Barkasse Geld vorschießen, was ich tat. Im Anschluss musste ich meinen Vorgesetzten mehrmals an die Rückzahlung erinnern, weshalb ich beim nächsten Mal ablehnte. Nicht nur reagierte mein Vorgesetzter mit Wut, er ging zu meinen Kollegen und machte mich für die Probleme im Betriebsablauf verantwortlich, weil wichtige Teile nicht beschafft werden konnten. Meine Kollegen waren nun ebenfalls auf mich wütend. Eines Tages überhörte ich meinen Chef im Kundengespräch sagen, dass eine seiner großen Stärken die Fähigkeit sei, Mitarbeiter unter Druck zu setzen. Durch die Art und Weise wie er das kommunizierte, wurde ich hellhörig. Irgendwas in mir hat mir erkannte, das ist ein Narzisst und dann habe ich mich belesen und fand alle diese Verhaltensweisen bestätigt.
In den vielen Ratgebern zum Umgang mit narzisstischen Vorgesetzten habe ich auch solche Sachen gelesen wie: man muss diese Person mit Komplimenten überhäufen und dann kann man ja nach Hause gehen und kotzen. Das entsprach nicht meiner Natur. Jemand anderes schrieb, dass es abhängig wäre von der eigenen Persönlichkeit. Wenn jemand aber ein empathisches Wesen hätte, sollte man unbedingt das Unternehmen verlassen. Das war für mich keine Option und ich liebte auch meinen Job. Zwischenzeitlich hatte ich das Qualitätsmanagement übernommen und das Unternehmen mit 99% durch das Audit geführt.
Delegation von Emotionen
Nach knapp eineinhalb Jahren kam es zum Eklat, nachdem ich eine Woche krank gewesen war. Ich sollte alles sofort nacharbeiten, mit so viel Überstunden wie möglich. Da ich aber noch nicht ganz fit war, kam Mehrarbeit für mich nicht in Betracht. Ich wollte gesund werden und bleiben. Ich wurde dann angeschrien und überhäuft mit Vorwürfen und Anschuldigungen bis mir schließlich der Faden riss und ich gegenhielt. Mein Chef warf mir meinen Ton vor und kündigte mir. Ich glaube, diese Person hat mich zum ersten Mal in der ganzen Zeit respektiert.
Fazit:
Wenn es keinen Weg nach außen gibt, gibt es nur den Weg nach innen. Eine Weisheit, die ich damals nicht kannte, aber instinktiv befolgte. Ich konnte viel länger als meine Vorgänger „aushalten“, da ich sehr schnell auf die Idee kam, an meiner Wertigkeit und meinem „Mindset“ zu arbeiten. Ich fand die Meditation von Deepak Chopra „Hoffnung in unsicheren Zeiten“ und lernte endlich meditieren, nachdem ich dies in der Vergangenheit mehrmals erfolglos versucht hatte. Ich hörte Podcasts von Marissa Peer, Affirmationen von Louise Hay und Vorträge von Tony Robbins. Nie hätte ich damals gedacht, dass ich selbst einmal Coach werden und von Tony Robbins lernen würde! All das brachte mich auf den besten Weg meines Lebens und dafür bin ich dieser Person heute noch dankbar.
Im 2. Teil gebe ich dir Tipps, auf was du achten solltest, wenn du feststellst, dein Vorgesetzter hat narzisstische Anteile und im 3. Teil schreibe ich über weitere Erfahrungen im Umgang mit Narzissten, welche Glaubenssätze aufgelöst werden müssen und wie mein Coaching dir hilft.
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